MATT MARTIN
Wer nicht hören will, muss sehen!

Aktuelles Projekt


JazzMoves

„Jazz ist nicht, was du machst, sondern wie du es tust.“ Fats Waller

Für den Beobachter dieses Tuns eröffnen sich die Fragen: wie trifft man den richtigen Ton im stillen Medium Fotografie? Wie kann die wilde Energie der Jazzmusik fotografisch eingefangen werden? Viele der großen Mode- und Kunstfotografen pflegen eine Beziehung zur Musik und ihren Persönlichkeiten. Nicht ohne Grund. Das Geschehen auf Bühnen, in dunklen Clubs und Sessions, hat den unnachahmlichen Reiz des Nicht planbaren. Es geht um den Zugang – in der Menge, Backstage, off the record.

Seitdem die Welt mit Bildern geflutet wird, ist es noch wichtiger, eine einzigartige Sichtweise, eine Position zu entwickeln. Matt Martin geht diesem Suchen und Finden nach. Er sieht das, was wir hören. Die tiefe Leidenschaft zum Jazz und sein umfangreiches Fachwissen darüber spiegelt sich in seinen Bildern wider. Die Fotografien zollen dem Genre in seinen Formen der Improvisation und spontanen Augenblicken Tribut. Wie der Jazzmusiker spielt Matt Martin mit seiner Kamera, lässt den Zufall und die Interaktion mit den Musikern seine Bilder wesentlich mitgestalten und bringt uns so visuell dem Wesen des Jazz näher als es rein dokumentarische, alles klar abbildende Fotos vermögen. Als Fotograf ist es die Kunst, die Mischung zu finden aus Rhythmus und Timing, dem musikalischen Flow, dem Mitschwingen und Swingen.

„I never sing a song the same way twice.“ Billie Holiday

John Berger sagte, „Die Kamera isoliert die flüchtigen Erscheinungen.“ Diese Arbeit lebt besonders von eben diesen. Während viele Jazzfotografen darauf aus sind, die Persönlichkeit eines Musikers beim Spielen einzufangen, geht Matt Martin mit dieser Arbeit einen Schritt weiter und löst sich von der äußeren Erscheinung der Protagonisten. Seine „JazzMoves“ sind eine Übersetzung des Jazz ins Visuelle, sind purer Ausdruck von Energie, Versenkung und Vibration. Hier füllt der Fotograf das Zwischen in der Beziehung von Publikum und Musikern mit so nicht Sicht-, aber umso besser Fühlbarem. Das signalhaft schrille Trompeten- oder ein warm fließendes Tenorsaxophonsolo scheint aus den Bildern über den Tanz der Farben und Formen, das Wechselspiel aus starrer Schärfe und schwebend swingender Unschärfe über die Visualität erneut in einem zu Musik zu werden. Seine Bilder machen Sounds sichtbar, sind ein unvergleichliches Zeugnis der lebendigen Jazz Metropole Berlin samt seiner durchreisenden, internationalen Gäste. Virtuos erspielt auf der Kamera, feinnervig, experimentell, bewegend.

Miriam Zlobinski, Historikerin, Gesellschaft für Humanistische Fotografie und Deutsche Gesellschaft für Photographie e.V.